1. In Wadrill
1.1 Die Mühle Molitor – die „obere“ Mühle in Wadrill
Die sog. „Obere Mühle“ befand sich in der Mühlenstraße in Wadrill und ist seit 2000 unter dem Namen “Martinsmühle” Arztpraxis von Dr. Bruno Zimmermann.
Die Mühle wurde zwischen 1755 und 1760 von Matthias Johann erbaut. Am 14.12.1905 starb der Müller Matthias Nickels durch einen Unfall. Seine Witwe verkaufte die Mühle 1910 an Peter Molitor. Der stammte aus der Eifel und war drei Mal verheiratet, zwei Frauen waren gestorben. 1919 ließ er durch die Firma Werhahn ein Sägewerk angebauen. Es wurde 1960 stillgelegt. Bis in die 1950er Jahre gehörte noch eine Obstpresse zum Betrieb. Das Mühlrad wurde bereits vor 1948 entfernt. Danach wurde die Mühle mit einer Turbine betrieben.


Nach Peters Tod 1953 übernahm sein Sohn Reinhold (geb. 1925) die Mühle. Reinhold machte nach der Rückkehr aus dem Krieg eine Bäckerlehre in Trier und baute eine Backstube ein. Später kamen Lebensmittel dazu. Der Laden befand sich im Raum rechts von der Eingangstür. Schließlich kam der Flur noch dazu. Zuerst gehörte das Geschäft zur Lebensmittelkette von A&O, später zu EDEKA. Reinhold und Josefa machten früh den Führerschein und hatten seit 1951 ein Auto. Die Bauern gaben Getreide ab und erhielten dafür Brotgutscheine.
Reinhold lieferte bis Ende der 1950er Jahre das Brot mit dem Pferdefuhrwerk aus, bis zum Ende des Betriebes mit dem Auto. Nebenbei betrieb er eine kleine Landwirtschaft, hielt Kühe und Hühner. Die Eier gab es im Laden zu kaufen. Seine Ehefrau Josefa war bei ihm angestellt, Tochter Elisabeth stand bereits als junges Mädchen hinter der Ladentheke. Das Geschäft profitierte vom Verkauf der verschiedenen Backwaren.
Mit dem Renteneintritt Reinholds 1990 wurden Bäckerei und Laden geschlossen. Keines der Kinder wollte übernehmen. Reinhold starb 2005 , Josefa 2020.


1992 kauften Andrea und Dr. Bruno Zimmermann die Mühle, entkernten sie weitgehend, ließen alle Nebengebäude abreißen und das alte Erscheinungsbild wieder herstellen.






1.2 Die Mühle Prümm („Millsches“) – Die „untere“ Mühle
Das heutige Gebäude der ursprünglichen “Unteren Mühle” stammt aus dem Jahr 1852. Anfänglich umfasste sie auch eine Ölmühle für Raps.
Um 1965 ließ der Müller Klaus Prümm (“Millsches Klaus”, gest. 1988) das Wasserrad abbauen und eine Turbine einbauen. In den 70er Jahren wurde ein großes Silo zum Trocknen des Getreides errichtet. 1981 übernahmen sein Sohn Berthold, der ebenfalls gelernter Müller war, und seine Frau Ingrid den Betrieb. Sie renovierten das Lagergebäude und den Verkaufsladen. Ein weiteres Silo kam hinzu. Berthold stellte 2011 den Mahlbetrieb ein, 2019 auch den Verkauf und die Lieferung von Futtermitteln.






2. In Gehweiler
Da klappert nichts mehr – Die beiden ehemaligen Mühlen in Gehweiler
Gerhild Kuhn/Wadern (verkürzt, 2019)
Im Wappen von Gehweiler erscheint im unteren Teil ein goldenes Mühlrad auf grünem Grund. Der silberne Wellenbalken steht für die wasserreiche Wadrill, die durch das Tal fließt. Der Entwurf des Wappens von Dietmar Lauer weist demnach auf die Wichtigkeit der Mühlen in der Geschichte Gehweilers hin.1
Es gab in der Geschichte des Wadrilltales mehrere Mühlen. Die häufigsten waren: Mahl- und Sägemühlen, Ölmühlen, Walkmühlen (in ihnen wurden die Leinentücher gewalkt, um deren Festigkeit zu erhöhen) und Lohmühlen (hier wurde die Lohe = Rinde junger Eichenstämme – zermahlt, die man zum Gerben von Tierhäuten brauchte).
Schon 634 n. Chr. werden in einem Testament des merowingischen Edelmannes Adalgisel Grimo mehrere Mühlen in unserer Gegend erwähnt. Auch an der Wadrill, am Dörrbach und Seelbach wurden in den vergangenen Jahrhunderten Mühlen errichtet, die das viele Wasser, das diese Bäche damals führten – im Gegensatz zu heute – nutzen konnten. „Wenn die alten Fischer erzählen, dass man noch vor 50 Jahren (d.h. heute vor etwa 200 Jahren) noch mit der Fliege innerhalb einiger Stunden einen Zentner Forellen fangen konnte“2, deutet das darauf hin, dass die genannten Bäche viel mehr und auch sauberes Wasser geführt haben müssen.
2.1 Die Mahl- und Sägemühle Walz
Die erste Mühle in Gehweiler wurde 1595 von Jacob, Herr zu Rollingen, beurkundet. Darin steht, dass Dinges Clas, Meier zu Gehweiler, und sein Bruder Lux eine Mahlmühle erbaut haben. Der Erbvertrag wurde auf 41 Jahre ausgestellt. Danach musste die Mühle neu belehnt werden. An Pacht zahlte man dem Amtmann von Dagstuhl 4 Fass (1 Fass = 4 Sester = 40 Pfund = 22,34 l) und einen Gulden an Geld jährlich.
Weitere Besitzer der Mühle Walz, die übrigens alle sog. Stockbauern waren, werden in einer Urkunde von 1625 erwähnt.


1772 erbaute Johannes Claßen neben seine Sägemühle eine Mahlmühle. Später bat er den Amtmann in Dagstuhl, ihm zu erlauben, eine Öl- und Walkmühle neben seine Schneidmühle zu bauen. 1772 kam zu der Sägemühle eine Mahlmühle, später noch eine Öl- und eine Walkmühle.
Bis 1885 waren die beiden Brüder Conrad und Jakob Spaniol Besitzer der Mühle. Jakob war ein Vorfahre des späteren Wadriller Pfarrers Jakob Spaniol. Das gegenüberliegende Gebäude gehörte wohl als Wohnhaus mit Scheune zum Anwesen. Der Mühlengraben, der gleichzeitig auch Wehrgraben war, verlief zunächst durch den heutigen Reidelbacher Weg. Er wurde zugeschüttet und verlegt. Auch der große Mühlenteich wurde zugeschüttet.
In den 1930er Jahren übernahm Oskar Walz die Mühle von Maria Spaniol.


Im Keller wurde Brot gebacken und zusammen mit Mehl über Land ausgefahren. 1942 starb sein etwa 10-jähriger Sohn Erwin, als er in den Antrieb des Gatters geriet und stranguliert wurde. Mindestens bis 1962 betrieb Oskar die Mühle als Mahl- und Sägemühle. Später übernahm sein Sohn Roman die Mühle und baute eine Turbine ein. (Möglicherweise gab es bereits vor 1960 eine Turbine) Er verkaufte neben Mehl auch Brot und Futtermittel.
Weil der Betrieb aber auch danach nicht wirtschaftlich arbeitete, stellte er 1970 den Mühlenbetrieb ein und verkaufte das Gebäude.
Ein Hauch von der einstigen Mühlenromantik geht von der verfallenden Mühle auch heute noch aus. Wehr und Mühlrad (Wasserrad) sind beseitigt. Jedoch kann man hinter dem Gebäude noch den in der alten Flurkarte eingezeichneten Mühlenteich erkennen.
2.2 Die Mahl- und Sägemühle Hauer
Eine zweite Mühle ist heute noch bekannt als Sägemühle Hauer. Sie stand am Ortseingang von Gehweiler, von Wadrill kommend, und wurde vom Wasser der Wadrill und des Dörrbaches betrieben. Der Dörrbach kommt vom Rehkopf herunter und führt nach kräftigen Regengüssen auch heute noch ziemlich viel Wasser.
Im Jahre 1572 erlaubte Wirich, Herr zu Kriechingen, Gemeiner zu Dagstuhl, dem Wilhelm und Molters Hansen in Gehweiler eine Mahlmühle zu erbauen. Der Erbvertrag lautete auf 32 Jahre. Der jährliche Pachtzins betrug ein Schwein im Wert von 4 Gulden und 4 Kappen. Dieser Zins musste zum St.Stephanstag nach Dagstuhl abgeliefert werden.


Der letzte Müller Nikolaus (Klaus) Hauer (geb. 1907) stammte aus Niederweiler bei Bitburg und heiratete um 1939 Maria Koch aus der oberen Mühle. Ihr Vater hatte Anfang des Jahrhunderts eine Sägemühle angebaut, die 1950 abgerissen wurde.

Klaus und Maria hatten zusammen drei Kinder (Mathilde, geb. 1940, Gerlinde, geb. 1946, und Fridolin, geb. 1950, gest. 1979). Er hatte den ersten modernen Traktor, einen zweisitzigen Hanomag. Auch hatte er den ersten Mähdrescher der Gegend. Wahrscheinlich wurde der Mahlbetrieb 1940 eingestellt. Bereits 1941 kaufte Klaus Hauer (Hausname Kéiwisch) eine Dreschmaschine, die bis 1962 arbeitete.Im Herbst dieses Jahres wurde der Dreschschuppen durch einen von spielenden Kindern ausgelösten Brand zerstört. Zwei Jungen (Fridolin Hauer und Franz Lang) hatten mit Stroh beladene kleine “Feuerschiffe” auf dem Mühlengraben schwimmen lassen. Das Feuer griff auf die Dreschmaschine, den Getreidespeicher und den Schuppen über. Ein Nachbar (Jakob Lauer) konnte ein junges Mädchen (Heidi Gebel) aus dem brennenden Schuppen retten.
Daraufhin eröffnete Klaus eine (Rheinpreußen-) Tankstelle, später mit TEXACO-Kraftstoffen.




- Das Andreaskreuz erinnert an die Zugehörigkeit zur Reichsherrschaft Dagstuhl. Die Kreuzritterfigur stellt den hl. Ludwig dar, den Namensgeber und Patron der Kapelle
- Herrschaft Dagstuhl II, Nr. 1087. Landesarchiv Saarland. Saarbrücken
3. In Reidelbach
Die Lechnisch Säämill
Die Besitzverhältnisse für die Sägemühle auf Reidelbacher Bann lassen sich nur ungenau rekonstruieren. So wird sie in manchen alten Urkunden als dritte Gehweilerer Mühle genannt, andererseits war sie aber bis 1815 Teil des Reidelbacher Hofgutes und hieß Reidelbacher Sägemühle. In einem schriftlichen Vergleich zwischen dem Grafen von Dagstuhl und dem Herrn von Schmitz als Besitzer des Reidelbacher Hofes wird 1782 auch die Sägemühle als Teil von dessen Besitz aufgeführt. 1818 wird der gesamte Reidelbacher Hof öffentlich versteigert. Als Besitzer der Sägemühle wird in den Dokumenten ein Peter Marx genannt. Er ist auch 1832 noch der Eigentümer. Andererseits wird sie in einer Karte von 1830 bereits als Lechners Schneidemühle bezeichnet. Eine Margaretha Marx aus Weierweiler soll einen Herrn Lechner aus Hüttersdorf geheiratet haben. 1843 lebten fünf Personen in dem Müllerhaus. 1824 wurde hier ein Peter Marx geboren und 1868 seine Tochter Anna-Maria. Danach kaufte die Müllerfamilie Aatz die Mühle. Im Sommer des Jahres 1900 brannte das oberhalb der damals bereits abgerissenen Mühle errichtete Wohnhaus der Familie Aatz vollständig ab. 1926 wird in dem neu gebauten Haus Maria Aatz geboren, 1929 ihr Bruder Josef. Bis wann die Mühle betrieben wurde, ist unklar.




