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Kirchliche Vereine

In einer Gemeinde, in der lange Zeit fast nur katholische Christen lebten, war das Vereinsleben stark katholisch beeinflusst. Im Verlauf des 20. Jh.s existierten zeitweilig 20 religiös geprägte Vereine und Gemeinschaften nebeneinander. Pastor Gerber zählt sie 1981 in seiner Dokumentation über die Pfarrei auf. Dabei hat er die Schönstatt-Gruppen (Nr. 21) und den Verein der Nazareth-Kapelle (Nr. 22) nicht erwähnt.

  1. St. Quirinus-Bruderschaft (s. unten)
  2. Herz-Mariä-Bruderschaft
  3. St. Barbara-Bruderschaft
  4. Verein der hl. Familie
  5. Arbeiterverein
  6. Gesellenverein
  7. Jünglingsverein
  8. Kolping-Werk
  9. Christliche Arbeiterjugend (CAJ) (s. unten)
  10. Marianische Jungfrauen-Kongregation
  11. Kath. Berg-, Hütten- und Fabrikarbeiter-Verein „St. Barbara“ (s. unten)
  12. Kath. Kirchenchor „Cäcilia“ (s. unten)
  13. Frauen- und Mütterverein (seit 1979 Kath. Frauengemeinschaft) (s. unten)
  14. Marienverein (1979 in die Kath. Frauengemeinschaft eingegliedert)
  15. Rosenkranzverein (s. unten)
  16. Borromäus-Verein (als Träger der Pfarrbücherei) (s. unten)
  17. Kath. Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)
  18. Missionsverein und Bonifatiusverein (zur Unterstützung der Mission und der Diaspora)
  19. Kindheit-Jesu- und Schutzengel-Verein der Kinder
  20. Krankenpflegeverein
  21. Schönstatt-Gruppen (s. unten)
  22. Nazareth-Kapelle Hochwald e.V. (s. Kap. Kapellen)

1. Die Quirinus-Bruderschaft

Der Quirinusaltar in der Pfarrkirche
Die Mitglieder der Bruderschaft nach dem Hochamt am Kirmessonntag 2019: Hermann Clasen, Augustin Betz, Reinhold Schütz, Leo Clasen, Andreas Schmitt, Josef Paulus, Alois Simon, Martin Linnig, Reinhold Treitz, Manfred Simon, Bernd Johann, Stefan Barth

Die älteste Wadriller Vereinigung

In der Öffentlichkeit ist sie wenig bekannt, aber es ist die älteste kirchliche Vereinigung in Wadrill und wahrscheinlich im ganzen Umkreis: die Quirinus-Bruderschaft Wadrill. Ihre Wurzeln reichen bis in das elfte Jahrhundert zurück. Im Jahr 1050 wurden die Reliquien des heiligen Quirinus aus Rom nach Neuss am Niederrhein überführt. Die Route verlief durch den Südwesten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, u.a. durch das Elsass, Lothringen, Luxemburg, den Hochwald, die Eifel bis nach Neuss. Damals stellte ein solcher Zug ein Großereignis dar. Er fand in den betroffenen Regionen daher nicht nur ein entsprechendes öffentliches Echo, sondern führte auch zu einem Aufleben der Quirinus-Verehrung. In diesem Sog dürfte irgendwann auch die Bruderschaft in Wadrill entstanden sein. Ihr Anliegen ist es, das Andenken an den heiligen Quirinus als einen besonderen Glaubenszeugen des Christentums wach zu halten.

Quirinus lebte Anfang des vierten Jahrhunderts und war römischer Tribun – also ein Adliger mit einer hohen Stellung im römischen Reich. Ihm oblag u. a. die Bewachung des eingekerkerten Papstes Alexander I. Die Christen wurden damals stark verfolgt. Mithäftling war Hermes, ein zum Christentum übergetretener römischer Präfekt. Beeindruckt durch die Ausstrahlung der beiden Häftlinge und der Heilung seiner Tochter von einer schweren Krankheit durch Alexander trat Quirinus mit seiner gesamten Sippe ebenfalls zum Christentum über – damals Hochverrat. Er wurde denunziert und zu einem grausamen Tode verurteilt: Man hackte ihm Hände und Füße ab, dann wurde er geköpft. Quirinus steht angesichts dieses Schicksals für eine hohe Standfestigkeit im Glauben.

Urkundlich erwähnt wurde die Wadriller Quirinus-Bruderschaft erst im Jahr 1768 – in einer Erneuerungsurkunde von Papst Clemens XIII. Ihr Schicksal über die Jahrhunderte hinweg war wechselhaft und reichte von Blütezeiten wie im 19. und Anfang 20. Jahrhundert bis hin zum kompletten Verbot etwa nach der Französischen Revolution. Zeitweise fungierte die Bruderschaft auch als eine Art Sozialversicherung: Sie erhob Beiträge und half in Notfällen bedürftigen Mitgliedern und ihren Familien. Entsprechend hoch war die Zahl der Mitglieder. Nach dem ersten Weltkrieg betrug sie noch an die hundert Personen, darunter häufig die Familiennamen Mörsdorf, Wilkin, Simon, Schmitt, Hewer, Geiger, Gimmler und Marmit.

Heute tritt die Quirinus-Bruderschaft Wadrill im Laufe des Kirchenjahres lediglich zwei Mal öffentlich in Erscheinung: zur Quirinus-Kirmes Anfang Mai und bei der Fronleichnamsprozession.

Bernd Johann (2016)

9. Christliche Arbeiterjugend (CAJ)

Am 4. Oktober 1953 kamen auf Initiative von Alois Ludwig 30 Jungen im Jugendheim zusammen, um eine CAJ-Gruppe zu gründen. Schon ein Jahr später hat die Gruppe zwischen dem deutschen und dem französischen Zoll im Wadrilltal ein Zeltlager durchgeführt. Unter Anleitung von Pastor Schuler traf sich die Gruppe – zeitweilig bis zu 40 Mitglieder – wöchentlich im Jugendheim, um ihr Leben im Geiste des Evangeliums auszurichten. Gemeinsam gestalteten sie ihre Freizeit mit Theaterspiel, Basteln, Singen und Fahrten. Regelmäßig fand ein Sommerzeltlager statt. „Absoluter Höhepunkt … war die Teilnahme von acht Wadrillern an der Internationalen Romwallfahrt der CAJ vom 19.-27. August 1957.

Die Gruppe besteht bereits seit Längerem nicht mehr. (Alois Ludwig 1987)

10. Marianische Jungfrauenkongregation

Vorläuferin war eine Gruppe der kath. Mädchenjugend, die 1948 erstmals und 1953/54 zum zweiten Mal gegründet wurde. Bald danach wurde die Gruppe Mitglied im Bund der Deutschen Kath. Jugend. Mit Pastor Schuler fanden regelmäßige Gruppenstunden statt. Die Mädchen fertigten Handarbeiten an, sangen Lieder, plauderten, diskutierten und beteten gemeinsam. Vier Mädchen nahmen 1960 an einer Wallfahrt nach Rom teil. Engagierte Leiterinnen waren Hilde Weber und Maria Lang. Die Gruppe bestand wohl nur in den 1950er Jahren.

11. Kath. Berg-, Hütten- und Fabrikarbeiterverein „St. Barbara“

Die Gründung des Vereins ist wahrscheinlich im Jahr 1875 erfolgt. Von den 13 Männern, die als Gründer geführt werden, kamen 11 aus Wadrill und zwei aus Gehweiler. Wegen des sog. „Kulturkampfes“ konnte die Eintragung als kirchlicher Verein erst 1884 durch Pastor Martin Görgen erfolgen. Grundgedanke war es, den verstorbenen Mitgliedern ein ehrenvolles Begräbnis zu sichern und den Hinterbliebenen Hilfe zu leisten.

Wadriller Mitglieder bei einem großen Arbeitertreffen (wahrscheinlich) 1910 im
damals deutschen Metz. Die (von Motten zerfressene) Fahne mit
der Hl. Barbara ist 1974 einem Bergmann mit ins Grab gelegt worden.
Bei einem Umzug 1955

Seit 1900 konnten auch Hüttenarbeiter Mitglied werden. Die erste Vereinsfahne wurde 1910 angeschafft und trug den Namenszug „Kath. Knappenverein“. Während der NS-Zeit kam die Vereinsarbeit zum Stillstand, erst 1953 gelang die Neubelebung. 1956 wurde eine neue Vereinsfahne angeschafft.

Beim 110-jährigen Vereinsjubiläum 1985 zählte der Verein 160 Mitglieder und Alfons Gredinger war seit 1968 1. Vorsitzender.

Die Mitglieder 1955 (Hintere Reihe: NN, Rudolf Lorig, NN, Helmut Stroh, NN, Alois Simon, NN, Karl Port, Mitte: NN, Werner Brücker, NN, Rudi Simon, Alfons Gredinger, NN, NN, Vorne: NN, NN, Fritz Janowski, Otto Mörsdorf, Georg Lauer, NN, NN, NN)
Einzug ins Festzelt beim 110-jährigen Bestehen des Vereins 1985

Das linke Foto wurde im Mai 1972 nach dem Kirchgang am Kirmesmontag aufgenommen. Es zeigt u.a. Peter Linnig, („Linnisch Pitter“), Alfred Haack (Lampenträger) Rudolf Simon, Rudolf Bock, Franz Barth, Karl Port, Josef „Sepp“ Schmitt, Jakob Marmitt (Ortsvorsteher), Paul Lorig, Martin Nickels, Julius Lauer, Otto Mörsdorf, Josef Peters, Gerhard Clasen, Theo Johann (Lampenträger), Karl Huwer (Fahnenträger), Alfons Gredinger, Willy Brutscher, Günther Trampert und den heute noch lebenden Alois Simon. (Walter Barth).

12. Kirchenchor „Cäcilia“

Der Chor wurde im Jahre 1874 von dem damaligen Pfarrer Johann Wilhelm Schneider gegründet. Es war die Zeit des sog. „Kulturkampfes“, in dem Reichskanzler Bismarck der kath. Kirche den Kampf angesagt hatte. Präses des Chores war der jeweilige Pfarrer. Erster Chorleiter war der Lehrer Jacobi von 1875-1908. Sein Nachfolger Nikolaus Theis fiel im Ersten Weltkrieg. Nach einer Zwischenlösung durch den Lehrer Krummeich übernahm für fast vier Jahrzehnte Josef Theis die Leitung. Danach dirigierte der langjährige Vorsitzende Alois Klauck, bis 1967 Hermann-Josef Biehl die Chorleitung übernahm. 1973 kam ein Kinderchor dazu.

Der Chor gestaltete nicht nur Gottesdienste musikalisch, sondern wirkt auch bei vielen öffentlichen Veranstaltungen wie Vereinsjubiläen, Ständchen, Seniorenehrung, Liederabenden und Konzerten mit.

Ausflug des Kirchenchores mit 90 Mitgliedern und Angehörigen über Pfingsten 1978 nach Schwangau (Foto vor dem Schloss Schwangau)
Foto vom 20. Mai 1994 vor dem Brunnen bei der Kirche. Ganz links Chorleiter Josef Pütz

Über Pfingsten 1994 feierte der Kirchenchor sein 120-jähriges Bestehen. Er ist damit nach der Quirinus-Bruderschaft die älteste Vereinigung in Wadrill. 36 aktive Sängerinnen und Sänger gehörten dem Chor an. Seine Vorsitzende war Margitta Fellinger (auf dem Foto 8.v.l.)

Beim Fest der Namenspatronin des Wadriller Kirchenchores wurden im November 2018 treue Sängerinnen und Sänger geehrt (von links): Margitta Fellinger, Werner Brücker, Silvia Kuhn, Helga Kuhn, Vorsitzender Detlef Junk, Else Brust, Erika Neumeyer, Rita Hans und Marga Ruth Marmitt. Es fehlen Karl Peter Schillo und Marliese Seimetz (Foto Erich Brücker)

13./14. Mütterverein (und Marienverein) bzw. Kath. Frauengemeinschaft

Im Jahre 1922 wurde unter Pastor Mathias Kenn ein „christlicher Mütterverein“ gegründet. Die Frauen wollten sich bei ihrer Arbeit als Bäuerinnen und Hausfrauen gegenseitig unterstützen. Man betete gemeinsam den Rosenkranz und schickte Pakete zu den „armen“ Auswanderern nach Amerika. (Foto von 1930)

Zur gleichen Zeit gründeten junge Mädchen einen „Marienverein“ und bekundeten die Absicht, „jungfäulich“ in die Ehe zu gehen.

Während des 2. Weltkrieges trafen sich beide Gruppen im Geheimen. Nach dem Krieg löste sich der Marienverein auf, die verbliebenen Mitglieder wurden in den Mütterverein übernommen.

1979 wurde der Mütterverein in „Katholische Frauengemeinschaft“ umbenannt. 1984 erschütterte ein interner Streit wegen der Verwendung des Erlöses eines Basars den Verein. Im Juni 1997 konnten der Verein und seine damals 450 Mitglieder das 75-jährige Bestehen feiern.

Spendenübergabe vom Missionsbasar 1985
Frauengruppe beim Fastnachtsumzug 1986
Spendenübergabe 1994 an Pfarrei und Kindergarten
Frauentanzgruppe 1997

15. Rosenkranzverein

Die Mitglieder (ausschließlich Frauen) verpflichteten sich, täglich ein Gesätz des Rosenkranzes zu beten. Welches, war anfänglich streng vorgeschrieben. Es gab keinen Vorstand, nur eine Kassiererin. Lange Jahre war das Christel Port-Klein. Der Beitrag betrug 2,50 € im Jahr. 2018 zählten sich noch ca. Personen zu dem Verein. Das Belegbuch über Mitglieder und Beiträge hat sich wohl im Pfarrhaus befunden.

16. Borromäusverein (Kath. Pfarrbücherei)

Um 1931 gab Pfarrer Kenn den Anstoß zur Gründung einer katholischen Bücherei. Dafür wurde eigens der Borromäusverein gegründet. Er konnte einen Raum im ehemaligen Pfarrhaus nutzen, das zum Pfarr-Jugendheim umgebaut worden war.

1954 übernahm Hilde Weber (“Zennisch Hilde”) die Verantwortung. Sie führte genau Buch über Bestand und Ausleihe. Nach ihrem Ausscheiden musste die Ausleihe 1996 vorübergehend schließen.

Im Jahr 2000 ermöglichte das Engagement von Ingrid Barbian und Claudia Jutz die Neueröffnung. Zuletzt waren ca. 3000 Bücher und ca. 1500 andere Medien (CDs, Kassetten, Spiele…) für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Bestand.

Es stand aber immer weniger Geld für Neuanschaffungen zur Verfügung und als die Nachfrage immer weiter zurückging, musste die Bücherei 2013 schließen.

Das Foto entstand anlässlich der Verabschiedung der beiden Leiterinnen Claudia Jutz und Ingrid Barbian durch Pastor Jakob Spaniol, Hermann Clasen (Verwaltungsrat) und Elisabeth Gimmler (Pfarrgemeinderat) (Foto Erich Brücker)

21. Schönstatt-Gruppen

In der Aufzählung von Pfarrer Gerber erscheinen die verschiedenen Schönstatt-Gruppen nicht, obwohl die Schönstatt-Bewegung bereits 1969 eine erste „Jungmännergruppe“ gegründet hatte. 1970 machten die Jungen ihre erste Wallfahrt nach Schönstatt in der Nähe von Koblenz. In diesem Jahr entstand eine zweite Gruppe, später noch eine dritte. 1987 bestand noch eine kleine Gruppe.

Die erste Mädchengruppe wurde 1973 gegründet. Auch sie trafen sich regelmäßig, um über religiöse Themen und die Schönstatt-Anliegen zu sprechen. In der Pfarrei gestalteten sie Jugendmessen, den Erntedank, Heilige Stunden. Auch längere Touren unternahmen die Mädchen. Weitere Gruppen wurden von älteren Wadriller Mädchen geführt. Höhepunkte waren Fahrten nach Lisieux und nach Rom. 1987 bestand noch eine Gruppe.