Auf Umwegen und mit Spürnase zum archäologischen Fachmann
Zum Gedenken an Markus Greten (27.5.1962 – 26.9.2014) aus Gehweiler
Es ist Samstag, der 4. Oktober 1997, als bei Edith Jäckel (verh. Glansdorp) und Eric Glansdorp das Telefon klingelt. Ein aufgeregter Markus Greten berichtet von einem spektakulären Fund am Höhenweg zwischen Gehweiler und Oberlöstern. Sofort machen sich die beiden Archäologen auf den Weg zur Wohnung von Markus in Gehweiler. Dort präsentiert er den Freunden in einem Schuhkarton eine gut erhaltene etruskische Bronzeschnabelkanne – ein für den gesamten Hochwaldraum einzigartiger Schatz. Tief ergriffen sprechen die Glansdorps auch heute noch von einer Sternstunde der Archäologie, doch der sofort informierte damalige Landeskonservator bagatellisiert Fund und Umstände. Markus ist erschüttert. Glücklicherweise hält sich der renommierte Archäologe Prof. Dr. Alfred Haffner zufällig bei der Familie seiner Frau in Wadrill auf. Er ordnet den Fund sofort richtig ein und drängt die Landesarchäologen zum unverzüglichen Handeln. Die Fundstelle wird mit großem Aufwand abgesichert, die 1998 und 2000 von Walter Reinhard durchgeführten Grabungen legen ein ganzes Gräberfeld der Hunsrück-Eifel-Kultur frei.1


So schildert Dr. Edith Jäckel-Glansdorp die Ereignisse um den bedeutendsten Fund des leider viel zu früh verstorbenen Heimatforschers und Archäologen Markus Greten aus Gehweiler.
Beruflich hatte Markus einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Aber bereits in den 1970er Jahren hatte er sein Interesse für Vor- und Frühgeschichte entdeckt und sich selbständig archäologisches Wissen und methodische Fertigkeiten angeeignet. Von 1991 an beteiligte sich Markus an den Ausgrabungen der römischen Grabhügel von Oberlöstern, 2003 wurde er – der Quereinsteiger – zum Grabungsleiter am „Hunnenring“ bestellt.
Es würde den Rahmen dieses Heftes sprengen, alle Verdienste von Markus für die hiesige Bodendenkmalkunde zu würdigen. Sicher ist jedenfalls, dass ohne seinen „geradezu detektivischen Spürsinn“² und seine systematischen Feldbegehungen vieles um seinen Heimatort herum unentdeckt geblieben wäre: der römische Umgangstempel bei der Bruder Klaus-Kapelle, die Grabhügelgruppe auf dem Preußenkopf mit der Schnabelkanne, eine römerzeitliche Aschengrube bei Reidelbach, das frührömische Militärlager bei Hermeskeil.

In beharrlicher, ja enthusiastischer Arbeit hat er sich neben seinen beruflichen Tätigkeiten herausragende wissenschaftliche Kenntnisse der Archäologie angeeignet. Leider haben ihm verschiedene Fachkollegen seine Erfolge nicht gegönnt und ihn gegen seinen Willen aus dem Grabungsprojekt am „Hunnenring“ ausgeschlossen.
Teile seines Nachlasses warten noch auf eine wissenschaftliche Bearbeitung.3
Seine Freunde Edith und Eric Glansdorp würdigten ihn 2015 im Jahrbuch des Kreises Merzig-Wadern mit den folgenden Worten. „Mit Markus Greten verlieren einen archäologischen Heimatforscher, wie es nur wenige gibt. Er war immer auf der Suche, ein genauer Beobachter mit einem Gespür dafür, sich in die Situation unserer Vorfahren hineinzuversetzen… Sein charmantes Auftreten, Fachkenntnis und Weitblick machten ihn zu einem Freund und Forscher, auf den man sich verlassen konnte.“ 4
In Erinnerung an diese großartigen Verdienste um die Archäologie des Wadrilltals haben wir ihm 2019 unsere erste Veröffentlichung gewidmet. Siehe auch den Beitrag über die Archäologie in Wadrilltal.
Albert Räsch
1 Ausführliche Beschreibung und Auswertung bei Walter Reinhard – Die Kelten im Saarland. Denkmalpflege im Saarland, Bd. 8, Saarbrücken 2017, S. 149 ff
2 Ebd. S. 149
3 Greten, Markus (†) – Katalog der Lesefundmünzen aus Wadern-Oberlöstern, Flur „Auf dem Kopf ober der Daasheck. In: Jahrbuch Kreis Merzig-Wadern 2015, 255-267.
4 Glansdorp, Edith und Eric – Zum archäologischen Wirken des Heimatforschers Markus Greten. In: Jahrbuch Kreis Merzig-Wadern 2015, S. 196

