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Der französische Zoll 1946-59

Hart an der Grenze – Wadrill als Zollstation nach 1945

Albert Räsch


Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beanspruchte Frankreich die saarländischen Gruben und Hüttenwerke und trennte schließlich das Saargebiet von seinem übrigen Besatzungsgebiet ab. 1947 wurde dem jetzt Saarland genannten Teil eine Teilselbstständigkeit unter der Regierung Johannes Hoffmann eingeräumt, es blieb aber weitgehend von Frankreich abhängig. In der Abstimmung von 1955 entschieden sich 2/3 der Saarländer gegen das Saarstatut und damit für den Anschluss an die Bundesrepublik Deutschland. Nach der politischen Wiedervereinigung am 1. Januar 1957 fielen am „Tag X“ – dem 6.7.1959 – die Zollschranken – auch in Wadrill. Über diese Jahre an der Grenze, stark geprägt vom Schmuggel in zwei Richtungen, hatten viele Zeitzeugen auch nach Jahrzehnten noch detaillierte Erinnerungen.

Muss noch bearbeitet werden.

Das erste Zollhaus am Ortsausgang neben dem Wohnhaus von Alfred Haack 1947
Das vergrößerte neue Zollhaus etwas weiter oberhalb Anfang der 1950er Jahre

Wadrill wurde 1946 Grenzort. 100 m vor dem Ortsende wurde ein einfacher Verschlag für einen französischen Zollbeamten aufgestellt. Erst Jahre später (1954) wurde ein größeres Zollhäuschen aus Holz neben dem letzten Haus in Richtung Grimburg gebaut (Alois und Klara Simon). Die Zollhausfundamente sind noch zu sehen.

Am 16.6. 1947 wurde die Saar-Mark gesetzliches Zahlungsmittel und nach den Wahlen im Oktober das Saarland als „teilautonomer“ Staat gegründet. Ab dem 22.12.1947 war der französische Franc alleiniges Zahlungsmittel. („Frankenzeit“)

Die Zollstation am Ortsausgang in der Mitte der 1950er Jahre
Zwei franz. Zöllner (re. Herr Lambert)
Der graue Reisepass von Therese Räsch. Sie war somit eine „Graupässlerin“ und durfte beliebig oft die Grenze passieren.

Meine Mutter Therese Räsch, geb. Lauer, war seit 1951 mit Paul Räsch aus Geisfeld verheiratet und wohnte mit ihrer Familie seit 1954 in Wadrill. Um ihre Schwiegereltern in Geisfeld, das in der Bundesrepublik lag, besuchen zu können, brauchte sie einen Reisepass und eine Grenzkarte. Meistens passierte sie mit ihren Kindern aber die Grenze nicht in Wadrill, sondern in Nonnweiler.

Der deutsche Zoll beim Abzweig zum Grimburger Hof Mitte der 1950er Jahre (2.v.l. Vitus Stroh, daneben der Zollbeamte Karl Schweigerer aus Gusenburg, re. Bernhard Kuhn, der den Übergang regelmäßig von seinem Heimatort Grimburg nutzte, um zur Arbeit ins Saarrevier zu pendeln)

Die beiden Zollhäuser von 1954 in der Schneiderstraße im Jahr 2021

Am deutschen Zoll 1969: Peter Port (Schwager von Helmut), Paul Lorig (Zöllner), Helmut Stroh, Gabi Port (Frau von Peter), ihre jüngere Tochter, Erwin Port (Neffe von Helmut) , Monika (die ältere Tochter von Peter und Gabi), im Kinderwagen Fr.-Jos. Stroh (der Sohn von Helmut)

Saarabstimmung und „Tag X“

Mit dem eindeutigen Ergebnis der Volksbefragung am 23. Oktober 1955 deutete sich das Ende des teilautonomen Saarlandes an. Auch in Wadrill war die Meinung eindeutig. Rektor Schuh hat das Abstimmungsergebnis in seiner Schulchronik festgehalten:

Demnach hatten 86,9 % der Wadriller das Saarstatut abgelehnt, saarlandweit waren es nur 67,7 %. Fast neun von zehn Wadrillern wollten ins jetzt demokratische Deutschland zurück.

Am 6.7.1959 erfolgte die wirtschaftliche Vereinigung mit der Bundesrepublik. Die DM wurde übernommen. Der Schlagbaum wurde von Hermann Marmit und einigen Freunden zersägt und verbrannt, das Zollhäuschen wurde abgebaut und lebt zur Fischerhütte verwandelt im Seelwald bis auf den heutigen Tag weiter.

Die Fischerhütte im Seelwald 2019. Beim Bau wurden viele Teile des ehemaligen Zollhäuschens verwendet
Beim Umzug an der 1000-Jahr-Feier 1983 imitiert Helmut Schütz einen franz. Zöllner

Meinen ausführlichen Bericht über den „kleinen Grenzverkehr“ und den Schmuggel zwischen Wadrill und Rheinland/Pfalz findet man in dem Buch „Jetzt kommt zusammen, was zusammen gehört“ von 2019.